260
gen fort und suchten namentlich die Gesandten der Allobroger,
die sich gerade damals in der Stadt aufhielten, um sich über
den Druck des römischen Statthalters zu beschweren, für sich zu
gewinnen, um dieses tapfere Volk in die Verschwörung hinein-
zuziehen. Allein die Gesandten fanden den Beitritt bedenklich
und theilten das Geheimniß ihrem Patron Q. Fabius Sanga
mit. Von diesem erfuhr es Cicero. Er gab den Rath, die
Gesandten sollten der Verschwörung zum Scheine beitreten und
sich dann Briefe von den Verschworenen an ihr Volk mitgeben
lassen. Das geschah. Cicero aber ließ sie auf der Rückreise,
der Verabredung gemäß, aufheben, und bekam nun die vollstän-
digsten schriftlichen Beweise von dem ganzen frevelhaften Unter-
nehmen in seine Hände. Er legte sie dem Senate vor (am 3.
Dcbr.); und nun wurden die Häupter der Verschwörung, fünf
an Zahl, in Gegenwart der Gesandten vernommen, durch Siegel
und Unterschrift vollständig überführt und in's Gefängniß ge-
bracht. Die Sitzung des Senats hatte bis gegen Abend gedau-
ert. Nun eilte Cicero nach dem Markte, um dem Volke, welches
ihn hier mit Ungeduld erwartete, das Ergebniß mitzutheilen (in
der 3. Rede am 3. Decbr.). Mit Entsetzen vernahm die Menge,
welchem Unglücke sie entgangen sei und pries den Muth und die
Weisheit des Consuls. Am 5. December versammelte er den
Senat, um über das Schicksal der eingezogcnen Verbrecher zu
entscheiden. Die ersten Senatoren stimmten für den Tod, bis die
Reihe an Cäsar, den erwählten Prätor, kam. Dieser erklärte, es
sei gesetzwidrig und gefährlich, ohne förmlichen Proceß auf To-
desstrafe zu erkennen, und trug auf ewige Gefangenschaft an2).
Dagegen erhob sich Cicero in seiner vierten Rede und wurde
von M. Porcius Cato kräftig unterstützt, so daß die Todesstrafe
zum Beschlüsse erhoben wurde. Dieselbe wurde noch an demsel-
den Tage im Kerker mittelst des Stranges an ihnen vollzogen.
Nach der Hinrichtung trat Cicero unter die herbeigeströmte Volks-
menge und verkündete mit lauter Stimme.- „Sie haben gelebt!"
Da jubelte das Volk, nannte ihn Netter des Vaterlandes und
führte ihn wie im Triumphe nach Hause.
Unterdessen war Antonius mit einem Heere nach Hetrurien
2) Hiedurch zog sich Cäsar selbst den Verdacht der Mitwissenschaft zu.
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108
rechtfertigen, ging er freiwillig in die Verbannung nach Ardea
und soll unterwegs mehrmals die Götter angefleht haben, daß sie
recht bald den undankbaren Mitbürgern seinen Verlust fühlbar
machen mögten. Dieser Wunsch ward ihm erfüllt.
§• 25. pic Gallier in Nom. 389.
' Während Rom den letzten Krieg gegen Veji führte, hatten
die Senonen, ein Stamm der wanderungslustigen und kriegerischen
Gallier, die Seealpen überstiegen und über einen großen Theil
Oberitaliens erobernd sich ausgebreitet. Unter Anführung des
Brennus drangen sie alsbald weiter vorwärts bis nach Clu-
sium, dein heutigen Chiusi, in Mitteletrurien. Hier, in dem
reichen Wein- und Kornlande, in den fetten Triften der Apen-
ninen, forderten die fremden Männer Abtretung von Land und
lagerten sich jetzt drohend um Clusium. Die erschrockenen Ein-
wohner schickten schnell Abgeordnete nach Rom und baten um
Hülfe gegen die Macht vom Norden her: „sie hätten ja auch
den Vejern nicht gegen Rom Beistand geleistet." Der Senat
schickte vorläufig drei Gesandte aus der Familie der Fabier da-
hin, theils um den Frieden zu ermitteln, theils um des Fremd-
lings Macht auszukundschaften. Diese mahnten den Brennus
zur Ruhe und setzte hinzu: „Rom wolle das unbekannte Volk
lieber in Frieden als durch die Waffen kennen lernen." Bren-
nus aber erwiederte: nur gegen Abtretung von Land würden sie
Frieden halten; sonst mögten die Gesandten selbst die Schlacht
mit anseheu, um nach Hause melden zu können, daß die Gallier
die tapfersten Männer seien. Da stutzten die Gesandten und
fragten: mit welchem Rechte er denn doch in das Gebiet freier
Männer falle? „Das Recht' — war die Antwort — führen
wir auf der Spitze des Schwertes; dem Tupfern gehört die
Welt!" Über solche'keckheit ergrimmten die Gesandten. Wider
das Völkerrecht verbanden sie sich mit den Clusiern, und führten sie
zum Kampfe hinaus; einer von den Gesandten tödtete sogar mit
eigener Hand einen gallischen Anführer. Kaum aber war der
Gesandte erkannt, als die Gallier die Schlacht abbrachen, Clu-
siums nicht mehr gedachten und Zorn und Drohungen nur gegen
Rom richteten. Dennoch schickten sie erst Boten an den Senat
und forderten Auslieferung der treubrüchigen Römer. Der Se-
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192_______
gegen ihn abgeschickten Prätor und machte einen zweimaligen
Einfall in Thessalien. Da aber zog Q. Cä eil ins Metellus
heran, schlug den Empörer in zwei Schlachten und nahm ihn
gefangen. Andriscus mußte dem Triumphwagen des Siegers
folgen, der für die Beendigung dieses macedonischen Krieges den
Ehrennamen „Macedonicus" erhielt. Zur Strafe für den Ab-
fall ward Makedonien in eine römische Provinz verwandelt, 148.
Ein gleiches Loos traf bald nachher auch Griechenland,
gegen welches Rom schon seit Jahren gerüstet hatte. Im Jahre
150 v. Ehr. waren zwischen den Achäern und Spartanern aber-
mals Grenzstreitigkeiten ausgebrochen. Letztere wandten sich um
Schutz nach Rom; und der Senat, froh, wieder eine Gelegen-
heit gefunden zu haben, die Achäer von Neuem zu unterdrücken,
ergriff sogleich Sparta's Partei und versprach, eine Gesandschaft
nach Griechenland zu schicken, welche die Streitsache schlichten
sollte. Aber noch vor Ankunft derselben schritten die Achäer, auf
Betrieb des Strategen Damokritus, zu offener Gewalt. Sie
schlugen im Jahre 149 die Spartaner in einer blutigen Schlacht
und verheerten ringsum ihr Gebiet. Vergebens suchte Metellus,
der damals mit Heeresmacht in Macedonien stand, den Frieden
zu vermitteln. Endlich erschien die lang ersehnte Gesandschaft
von Rom; und auf der Bundesversammlung zu Korinth ver-
langte Aurelius Orestes im Namen des römischen Senates,
daß fortan die Achäer sich auf die Grenzen ihres eigenen Ge-
bietes beschränken und demnach Sparta, Korinth, Argos, Hera-
klea und Orchomenus aus dem achäischen Städtebunde entlassen
sollten. Der Römer hatte noch nicht seinen Vortrag geendet,
als die achäischen Abgeordneten bestürzt die Versammlung verlie-
ßen und draußen dem Volke den Beschluß des Senats verkün-
deten. Sofort fiel der aufgeregte Haufe wüthend über die Spar-
taner her und schleppte sie in's Gefängniß. Alle Ermahnungen,
alle Drohungen der römischen Abgeordneten blieben ohne Erfolg;
ja, um der eigenen Gefahr zu entgehen, verließen sie eiligst Ko-
rinth und brachten ihre Klagen vor den römischen Senat. Eben
damals war Rom in einen dritten Krieg mit Karthago verwik-
kelt; und der Senat hielt es deshalb für rathsamer, durch eine
neue Gesandtschaft eine friedliche Ausgleichung zu versuchen. Al-
lein auch dieser Versuch mißlang völlig. Ja, so groß war die
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217
brechcrisch. Wie ein Raubthier siel er zuerst den Hiempsak au
und ermordete ihn (116). Denselben Weg sollte auch Adherbal
gehen. Dieser aber rettete sich durch die Flucht nach Rom und
sprach hier den Senat um Hülfe gegen den treulosen Kronräuber
und Mörder seines Bruders an. Der Senat war entrüstet über
das doppelte Verbrechen, und man beschloß, den Adherbal mit
einem Heere gegen Jugurtha zu unterstützen. Allein Jugurtha
kannte die Römer und traf hienach seine Anstalten. Er schickte
Gesandte nach Rom, und diese gingen mit vollen Beuteln bei den
Senatoren umher und besänftigten ihren Amtszorn. An Bestra-
fung des schuldigen Verbrechers ward nun nicht weiter gedacht;
vielmehr sprach der Senat ihm die Hälfte deö Königreichs zu
und schickte zehn Bevollmächtigte ab, die Theilung mit Adherbal
zu bewirken. Auch diese wurden durch Geld und Versprechungen
gewonnen und erkannten dem Jugurtha den schönsten und frucht-
barsten Theil Nümidiens zu. Dennoch griff er den schwachen
Vetter an, belagerte ihn in seiner Hauptstadt Cirta, dem jetzt
französischen Conftantine, nahm ihn gefangen und ließ ihn töd-
ten (112), während die römischen Gesandten zur Eintracht und
Versöhnung ermahnten.
Jetzt erwachte denn doch in Rom gerechter Unwille gegen
den Mörder. Der Tribun M e m m i u s rügte öffentlich die Fahr-
lässigkeit des Senats und forderte Bestrafung des Mannes, der
so freventlich gehandelt. Bei dieser drohenden Stimmung des
Volkes sah sich der Senat genöthigt, dem Jugurtha den Krieg
zu erklären; und der Consul Calpuruius Bestia wurde mit
einem Heere hingeschickt. Dieser aber ließ sich von ihm mit Geld
bestechen und bewilligte ihm, nachdem er sich scheinbar ergeben, ei-
nen vortheilhaften Frieden und zog ab. Der Senat schwieg dazu,
bis endlich wieder der Tribun Memmius auftrat und den Schleier
der Ränke und die geheimen, durch Gold gewonnenen Einver-
ständnisse lüftete. Er trug darauf an, den Jugurtha zur Ver-
antwortung nach Rom zu laden, damit man urtheilen könne, ob
es mit seiner Unterwerfung redlich gemeint sei, oder nicht, und
damit man von ihm erfahre, wer sich habe bestechen lassen. Ju-
gurtha stellte sich, auf die an ihn erlassene Vorladung, mit frecher
Stirn in Rom ein. Er vertrauete auf das Gold, das er mit
sich führte, und er irrte sich nicht. Das Gold erwarb ihm unter
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Sicilien, wo er die größte Ehre genoß und Rom von einer
Theuerung und Hungersnoth befreite. In dem Jahre 70 führte
er die Sache der Sicilier gegen den Verres mit außerordent-
lichem Ruhme. Im folgenden Jahre (69) wurde er Ädilis cu-
rulis, und drei Jahre später (66) Prätor Urbanus, lehnte aber
die Verwaltung einer Provinz als Proprätor ab. Das größte
Verdienst und den größten Ruhm erwarb er sich als Cónsul
durch die oben erwähnte Entdeckung und Vereitelung der Ver-
schwörung des Catilina. Jedoch wurde hiedurch zugleich der
Grund zu den harten, bald über ihn einbrechenden Schicksalen
gelegt. Schon das überschwängliche Lob, das er seitdem fast in
allen öffentlichen Reden sich selbst spendete"), mußte die Eitelkeit
der Großen verletzen, wie auch dem Hasse der zahlreichen Freunde
und Verwandten der Hingerichteten einen stets neuen Stachel
geben. Auch der Vorwurf, daß römische Bürger getödtet seien,
die das Volk nicht gerichtet habe, schien nicht ganz ungegründet.
Daher wollte schon damals der von Cäsar vorgeschobene Tribun
Metellus Repos eine peinliche Anklage gegen den angeblichen
Justizmörder einleiten; allein ein Senatsbeschluß schlug bei der
noch lebendigen Volksdankbarkeit den Proceß für dieses Mal
glücklich nieder.
H. 63. Das erste Triumvirat. 66.
Plompcjus, Cäsar, Crasius.
Kaum hatte sich Rom von dem Schrecken der Eatilinari-
schen Verschwörung erholt, als gegen das Ende des Jahres 62
die Ankunft des Pompejus bei Brundusium neue Besorgnisse er-
weckte. Es hatte sich nämlich das Gerücht verbreitet, er werde,
wie einst Sulla, an der Spitze seiner Legioren nach Rom kom-
men und der Republik ein Ende machen.
Allein er wünschte nur die unbedingte Annahme aller seiner
Einrichtungen in Asien und eine Ackervertheilung für seine Ve-
teranen; und er hoffte, Beides ohne Militärgewalt, bloß durch 4
4) Die Nonen des Decembers pries er stets als den schönsten Tag
seines Lebens. Er selbst rief im Wonnegefühle seiner Verdienste begeistert
aus: ,,0 fortunatam natam me constile Romain!“
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Extrahierte Personennamen: Cäsar Metellus_Repos Cäsar Sulla Romain!
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des Mannes, der so freventlich die eben hergestellte Ruhe stren und den feierlich geschlossenen Vertrag brechen wollte. Corio-lanus sollte als Hochverrther vor das Gericht der Volks" gemeinde gestellt werden, deren Rechte er so unbesonnen verletzt hatte, und die Tribunen bestimmten ihm den Tag. lieber eine so unerhrte Forderung erschraken die Patricier. Sie gaben jedoch nach; denn sie rechneten sicher auf die Lossprechung des Angeklagten, da so viele der Mitstimmenden den Patriciern verpflichtet und ergeben waren. Der Angeklagte selbst blieb bei seinem Trotze und Hohne. Zu stolz, als da er der Plebejergemeinde das Recht einrumen wollte, einen Patricier vor ihr Gericht zu laden, erschien er auf die Vorladung nicht. 5d sprach das Volk in seiner Tribusversammlung (Comiti tribta) die Acht der ihn aus.
Diesem Volksbeschluffe war der tiefgekrnkte Patricier schon zuvorgekommen. Noch während der Abstimmung verlie er zrnend Rom und schwur schreckliche Rache seiner Vaterstadt. Er ging zu den bittersten Feinden der Rmer, zu den Volskeru, und reizte diese zu einem neuen Kriege gegen seine Vaterstadt auf. Er selbst ward an die Spitze eines Heeres gestellt und drang mit seinem Gewalthaufen strmend in Latium ein. Alles warf er vor sich darnieder. Schrecken ging vor ihm her. Angesichte der zitternden Hauptstadt schlug er sein Lager aus und verwstete mit Feuer und Schwert ringsum die Lndereieu der Plebejer; die der Patricier verschonte er. Die bedrngt: Stadt schickte schnell eine Gesandtschaft der vornehmsten Patricier an ihn ab, um ihn freundschaftlich zu bitten, von der Belagerung abzustehen und nach Rom zurckzukehren; allein der gereizte Sieger gab eine harte Antwort. Dann gingen die Priest^ selbst mit allen Zeichen ihrer Wrde im feierlichen Zuge in das volskische Lager. Coriolanns empfing sie mit aller Ehrfurcht, willfahrte aber ihren Bitten nicht. Da stieg die Verzweiflung auf's Hchste. Die Männer liefen mit den Waffen nach Stadtmauer, während die Weiber sich in den Tempeln vor den
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Gelegenheit um, derselben wieder aufzuhelfen. Es herrschte da-mals in Syrien ein sehr mchtiger, kriegerischer König, An-tichus Iii., der Groe. An diesen schickte er heimlich Briefe: er mchte sich mit den unzufriedenen Griechen verbinden und die Rmer in ihrem eigenen Lande angreifen. Dieser Plan ward verrathen. Sofort kamen rmische Abgeordnete nach Kar-thago und forderten drohend die Auslieferung des Hannibal. Aber dieser hatte sich schon heimlich in der Nacht zu Schiff6 davon gemacht. Er kam nach der Insel Cercina an der afrikanischen Kste. Hier traf er mehre karthagische Kaufleute. Diese empfingen ihn mit Jubel, wunderten sich aber sehr, den Helden hier zu sehen. Damit nun sein Vorhaben nicht rathen wrde, so stellte er sich, als ginge er als Gesandter nach Tyrus. Hret," sprach er zu ihnen, ziehet eure Schiffe zusammen und spannet die Segel auf, damit wir, geschtzt gegen die Sonne, im Schatten lustig zum Abschiede trinken!" ^ geschah. Hannibal nthigte fleiig zum Trinken, und als die Kaufleute alle berauscht in tiefen Schlaf gefallen waren, lsete er schnell sein Schiff und fuhr mit wenigen Getreuen davon zum Könige Antiochus. Dieser aber war in allen seinen Planen langsam und unentschlossen; dem besseren Nathe des Hannibal wollte er nicht folgen. Und bevor er es sich versah, wurde er vom Consnl Scipio, der wegen seiner in Asien vollfhrten Thaten spter den Ehrennamen Asiaticus erhielt, gleich wie sein Bruder von seinen Thaten in Afrika Africanus hie, angegriffen und zuletzt, im Jahre 190, in der Schlacht bei Magnesia, unweit Smyrna, vllig berwunden. Den schiften Thetl seiner Lnder mute er den Rmern abtreten, dazn sollte er auch den Hannibal ausliefern. Das hatte der Schlu gewittert. Schnell floh er davon zum Pruflas, König von Bithynien, und reizte anch diesen zum Kriege gegen die Rmer-Kaum angekommen, erschienen auch hier die Abgeordneten Un forderten drohend die Auslieferung des Hannibal. Der erschrockene König lie das Haus des Hannibal mit Wachen ^ setzen und alle Auswege zur Flucht sorgfltig versperren.
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rmischen Stuhle verdanken und nur dem Papste den Eid des Gehorsams schwren. Hierber erhob sich ein gewaltiger Wider-streit der Fürsten, der bis zum Jahre 1122 fortwhrte.
Diese scharfe Kirchenzncht schreckte schon die Geistlichkeit, als er noch auf das Strengste den Befehl erneuerte, da alle Geist-licheu frheren, oft umgangenen, kirchlichen Vorschriften gem unverehelicht bleiben sollten. Es war nmlich die uralte kirch-liche Vorschrift der die Ehelosigkeit der Geistlichen in vielen Gegenden ganz in Vergessenheit gekommen. Den verheiratheten Priestern schrfte er ein, ihre Weiber zu entlassen, wenn sie nicht ihrer Wrde wollten entsetzt sein. Denn der Diener der Kirche solle einzig Gott und seinem Berufe leben, ohne zerstreuende Sorgen um Weib und Kind. Nur die Lsung von irdischen Neigungen knne zu himmlischen hinanfhren; nur hierdurch knne vllig das Band gelset werden, das den Geistlichen noch an seinen Fürsten fessele, dessen er zur Versorgung seiner Kinder bedrfe. Den Laien verbot er anf das Strengste, die heil. Sakramente aus der Hand eines verehelichten Priesters zu empfangen oder irgend eine Gemeinschaft mit ihm zu pflegen.
Gegen die Erneuerung dieses Verbotes erhob sich ein heftiger Widerstand, tu manchen Gegenden kam es sogar zu form-Uchen Aufstnden. Mehre Bischfe wandten sich an den Papst und erklrten, es sei ihnen unmglich, dieses bei ihren Geist-lichen durchzusetzen. Gregor blieb unerschtterlich fest. Jedem Widerspenstigen drohete er mit vlliger Ausstoung aus dem Schooe der Kirche. Und trotz allem Widerstande, trotz allen Schmhungen wurde von nun an das ehelose Leben der Prie-ster, Clibat genannt, allgemein wieder eingefhrt.
Noch hatte Gregor sein Ziel nicht erreicht. Denn die Kirche sollte nicht nur frei und unabhngig werden von der weltlichen Macht, sondern sie sollte auch die Gewalt und die Oberaufsicht der de.i Staat selbst führen. Dem Papste sollten Kaiser und Könige und Fürsten mit etiler ihrer Macht unterworfen fein. Er erklrte ffentlich: der Papst fei als Nachfolger des heil. Petrus
I
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Extrahierte Personennamen: Gregor Gregor Gregor Gregor
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vorbringen. Als dieser aber mit den kecksten und beleidigendsten Worten gegen den Papst auftrat, fuhr die ganze Versammlung entrstet von ihren Sitzen auf. Und vielleicht wre es jetzt, in der ersten leidenschaftlichen Aufregung gegen das unwrdige Benehmen des kaiserlichen Gesandten, zu den rgerlichsten Auf-Tritten gekommen, wre nicht Gregor selbst in's Mittel getreten. Er allein verlor die Fassung nicht. Er stellte vor, da hier kirchliche Waffen gengten. Dann las er selbst den empfangenen Brief des Kniges mit lauter Stimme der Versammlung vor. Dieser Brief war voll heftiger Schmhungen und begann mit den Worten: Heinrich, nicht durch Anmaung, sondern nach Gottes frommer Anordnung König, an Hildebrand, nicht den Papst, sondern den falschen Mnch." Gleich am folgenden Tage hielt Gregor eine neue Versammlung, sprach nun den Bann der Kirche der ihn aus und entband die Christen von allen Eiden, die sie ihm geleistet hatten. Kein Unterthan und Diener sollte ihm gehorchen, kein Priester ihm die hl. Sakra-mente reichen, Jeder ihn als eilten Verpesteten fliehen. Mit dem Könige wurden auch die Bischfe, welche zu Worms die Absetzung des Papstes ausgesprochen hatten, in den Bann gethan.
Hierber entstand eine unselige Spaltung in Deutschland, Italien und dm meisten brigen Staaten. Es bildeten sich zwei groe Parteien, von denen die eine fr den Papst, die andere fr den König war. Ueberall waren die Gemther furchtbar erschttert; eine schreckliche Ghrung ging durch das ganze beut* sche Reich. Die Sachsen jubelten, weil nunmehr ihre Sache auch eine Angelegenheit der Kirche geworben war. Sie traten schnell wieder zusammen und rsteten sich. Zugleich ergriffen alle brigen Mivergngten die gnstige Gelegenheit, sich gegen Heinrich zu empren. Heinrich rief seine Freunbe auf, sich um ihn zu vereinigen. Keiner erschien! Er bat, er flehete, er dro-hete. Vergebens! Sein Ansehen im Reiche war bahin. Sofort versammelten sich die bentschen Fürsten zu Tribur, den König frmlich zu entsetzen, und besprachen sich dort der seine Ver-
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Extrahierte Personennamen: Gregor Gregor Heinrich Heinrich Gregor Gregor Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Gottes Deutschland Italien Sachsen
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Legnno stieen sie auf das kaiserliche Heer. Da sanken die Schlachtreihen der Mailnder in die Kniee und fleheten im Angesichte der Feinde den Himmel um Beistand zu dem bevor-stehenden Kampfe an. Dann begann die blutige Schlacht. Der Kaiser selbst focht heldenmthig an der Spitze; schon neigte sich der Sieg auf seine Seite. In diesem entscheidenden Augenblicke erneuerten jene neunhundert edele Brger Mailands, die Schar des Todes genannt, weil sie geschworen hatten, zu siegen oder zu fallen, mitten in der Schlacht den heiligen Eid und strzten sich mit Ungestm auf den siegenden Feind. Das Hauptbanner des Kaisers wurde genommen, er selbst von seinem Streitrosse gestrzt. Die Seinigen hielten ihn fr todt und wichen bestrzt zurck. Nur ein geringer Theil entkam mit dem Kaiser unter dem Schutze der Nacht dem Nacheschwerte der Lombarden. So vernichtete der blutige Tag bei Legnano im Jahre 1176 die Arbeit von zwanzig Jahren.
Durch den Verlust einer so entscheidenden Schlacht sah sich der Kaiser genthigt, mit seinen aufrhrerischen Stdten einen unrhmlichen Waffenstillstand auf sechs Jahre zu schlieen. Auch mit seinem alten Gegner, dem Papste Alexander Iii., shnte er sich aus und kte ihm zu Venedig ehrerbietig die Fe.
Tief gebeugt kehrte er nach Deutschland zurck, mit Zorn im Herzen gegen Heinrich den Lwen, dessen Widerspnstigkeit er das Unglck bei Legnano hauptschlich zuschrieb. Darum gab er gern den Feinden Heinrich's Gehr, welche alle bittere Klagen fhrten der des Herzoges Stolz und Anmaung. Und in der That konnte der eherne Lwe, den er vor der Burg seiner Residenzstadt Vrannschiveig aufgepflanzt hatte, ebensowohl als Sinnbild seiner Naubsucht und Tyrannei, wie seiner Kraft gedeutet werden. Er wurde deshalb vor des erzrnten Kaisers und seiner Feinde Richterstuhl auf mehre Reichstage vorgeladen, allein er erschien nicht. Da wurde er zur Strafe seiner Herzog-thmer und anderer Lehen verlustig erklrt, und so die Macht des Hauses Welf gebrochen. Sachsen erhielt Graf Bernhard
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